transzendente Spiritualität vs. antikolonialistischer Klassenkampf

Meine Nachlese zur Transtagung an der Uni Hamburg Fak. Soziologie 1.11. bis 3.11.

Um gender-Interessen auf breiter Basis durchzusetzen, sind da revolutionäre Gesellschafts-Veränderungen notwendig oder ist es besser, wenn die Revolution in den Köpfen stattfindet, bei unsereins genauso wie in der Mehrheitsgesellschaft?

In der Marx´schen Tradition des Klassenkampfs gedacht, müsste also die ges. unterdrückte Schicht der herrschenden Schicht den Krieg erklären, sie absetzen und selber die ges. Herrschaft übernehmen. Das sind nur Gedanken, zuende gedacht, die ich von der Hamburger Trans*Tagung HINT mitgenommen habe. Da wird dann tatsächlich das althergebrachte binäre Geschlechtermodell (Mann + Frau + Kinder + Häusle, etc.) fast schon zum Feindbild erklärt, als nicht nur patriarchalisch, sondern als kolonialistisch bezeichnet. Ich brauche sicher nicht zu erwähnen, dass, wenn ich in meiner Eigenschaft als Transmensch Respekt einfordere, ich im Gegenzug die Lebensentwürfe der Mehrheitsgesellschaft genauso zu respektieren habe. Heutzutage wird viel von den zunehmenden Spaltungen der Gesellschaften geredet, und was ich in Hamburg gehört habe, macht diesbezüglich nichts besser, sondern eher schlimmer. Ich hätte den Leuten am Liebsten in ein imaginäres Stammbuch reingeschrieben: «Übt mehr transzendente Spiritualität statt antiimperialistischen Klassenkampf. Übt Solidarität untereinander: Die Starken unterstützen die Schwachen».

Das klingt so, als hätte ich alles schlecht gefunden, was ich in Hamburg erlebt habe, doch dem ist nicht so. Ich habe viele interessante Eindrücke mitgenommen: Offensichtlich ist es so, dass viele Erwartungen von Trans*Frauen sich am Ende ihrer durchlaufenen Transition nicht erfüllen ,das als ideal empfundene weibliche Geschlecht noch in weiter Ferne zu sein scheint. Die Verzweifelung (anderen gegenüber häufig uneingestanden) ist dann gross. Anstatt sich mit ihrer neuen Situation zu arrangieren, wählen manche den Weg zurück, wohl wissend, dass der komplette Weg zur Ausgangssituation versperrt ist. Man spricht von DeTransition. Als Ausweg aus dieser Situation bietet sich für diese Menschen eine non-binäre Lebensweise an. Eine Referentin hat in diesem Sinne davon berichtet.

Arik Brauer, ein österreichischer Philosoph und Maler, meint, dass in Zukunft globale rev. Veränderungen von den Frauen ausgehen werden. Ich kann, angesichts der Trumps, Putins, Erdogans und Johnsons in der int.Politik, mit einem patriarchalisch-chauvinistischen Weltbild ausgestattet, die ohne Skrupel bereit sind, die Welt in tödliches Chaos zu stürzen, dem nur zustimmen. In diesem Sinne kann die Trans-Bewegung einen Teil der Lösung anbieten. Entweder durch Überwindung der Geschlechter-Polaritäten in sich (Non-Binär) oder durch Annäherung der Geschlechter-Polaritäten in sich, so dass diese kein unüberwindliches Gegensatzpaar in der Person mehr darstellen sondern zu einer harmonischen Einheit finden mit einer stärkeren Betonung auf das weibliche (Trans*Frau) oder das männliche (Trans*Mann). Das klingt doch allemal besser als antiimperialistischer Klassenkampf, finde ich.

Hoffentlich bis bald

Clio